Wissen in Schichten

21.03.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bildschirmfoto (Quelle: © AgroAtlas.ru)

Bildschirmfoto (Quelle: © AgroAtlas.ru)

Ein "AgroAtlas" rund um Russland hat alles im Blick: Ackerpflanzen, verwandte Wildpflanzen, Krankheiten, Schädlinge, Unkräuter, Klima, Böden und Vegetation. Mit einem geographischen Informationssystem können diese Schlüsseldaten in regionalen Zusammenhängen dargestellt werden.

In einem gemeinsamen Projekt haben russische und US-amerikanische Wissenschaftler einen Online-Atlas für die Landwirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion erstellt. Dafür haben die Wissenschaftler die geographische Verbreitung von 100 Feldfrüchten, 560 verwandten Wildpflanzen, 640 Pflanzenkrankheiten, Schädlingen und Unkräutern und 200 Kennwerten zu Klima, Bodenqualität und Vegetation geographisch strukturiert erfasst und auf Karten online zugänglich gemacht. Der eigentliche Mehrwert des Projekts besteht jedoch darin, dass diese Daten auch im Rahmen eines geographischen Informationssystems (GIS) genutzt werden können. 

Mit Hilfe eines GIS können die Daten der einzelnen Kategorien nicht nur in Form von individuellen Karten angezeigt, sondern auch zu komplexeren Darstellungen geschichtet werden. So können Nutzer zum Beispiel eine Karte mit der Verbreitung der russischen Weizenblattlaus aufrufen und sich darüber, als zusätzliche "Schicht", die Information zu den Anbaugebieten von Weizen anzeigen lassen. Oder die Ausbreitung einer Pflanzenkrankheit kann im Zusammenhang mit bestimmten agro-klimatischen Kennwerten dargestellt werden. Wie eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen sagt: "Die Möglichkeit die Informationen aus solch einem umfassenden Atlas in ausgewählten Schichten darzustellen, erlaubt es Forschern eine große Anzahl landwirtschaftlicher Fragestellungen zu behandeln." 

Weitere mögliche Anwendungen des AgroAtlas bestehen darin, die Karten mit den Klimadaten mit anderen Daten zusammen in einem Computer-Modell zu integrieren und z.B. die zukünftige Verbreitung von Ackerpflanzen und Schädlingen zu simulieren um die möglichen Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen. Oder die Informationen des Atlas können genutzt werden, um die genetischen Ressourcen in der Region zu schützen, denn keine andere Quelle enthält solch umfassenden Informationen über die Verbreitung einheimischer, mit Kulturpflanzen verwandter Wildpflanzen. Ursprünglich wurde der Atlas allerdings lediglich entwickelt, um die Ernährungssicherung in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu fördern. Denn nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sahen diese Länder sich der Herausforderung gegenüber, ihre Landwirtschaft breiter auszurichten. Hierbei sollte der AgroAtlas die Wissenschaftler, Entscheidungsträger und Landwirte unterstützen. 


Quellen: 

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