Schon gewusst? Acker-Unkräuter halten Schädlinge in Schach

Mischkulturen und Blühstreifen sind dabei das Geheimrezept

05.09.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

 Marienkäferlarve mit Blattläusen. Nicht nur Blattläuse, sondern auch andere Schädlinge wie Schildläuse, Spinnmilben und Thripse stehen auf dem Speiseplan des Marienkäfers. (Bildquelle: © Séverin Hatt / Uni Bonn)

 Marienkäferlarve mit Blattläusen. Nicht nur Blattläuse, sondern auch andere Schädlinge wie Schildläuse, Spinnmilben und Thripse stehen auf dem Speiseplan des Marienkäfers. (Bildquelle: © Séverin Hatt / Uni Bonn)

Mischkulturen können im ökologischen Anbau höhere Erträge bringen und drängen Unkräuter zurück. Werden auch noch Blühstreifen um das Feld angelegt, die zahlreiche Nützlinge anlocken, sind die verbleibenden Unkräuter auf dem Feld wie Trittsteine für diese Tiere. Sie verbreiten sich über diese Pflanzen auf dem Acker aus und dezimieren Schädlinge wie Blattläuse. Eine „win-win“-Situation für Natur und Landwirt:innen.

Ertragssteigerung durch Mischkulturen

Dass der Anbau von Mischkulturen zumindest im Ökoanbau das Potenzial hat, die Landwirtschaft ertragreicher zu machen, ist keine grundlegend neue Erkenntnis. Laut einer aktuellen Studie der Universität Bonn haben sich z.B. Mischkulturen wie Weizen und Bohnen oder Gerste und Saatmohn als besonders vorteilhaft erwiesen. Der Grund hierfür: Diese Kulturpflanzenarten konkurrieren weniger miteinander, z.B. weil sie unterschiedliche Nährstoffbedürfnisse haben, ihre Wurzeln in verschiedenen Tiefen Wasser aufnehmen oder aufgrund unterschiedlicher Wuchshöhen und Blattformen das verfügbare Sonnenlicht effizienter nutzen können als in Monokulturen. Leguminosen wie Bohnen erhöhen zudem die Bodenfruchtbarkeit, denn sie tragen zu einer natürlichen Stickstoffanreicherung des Bodens bei.

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Mut zum Unkraut: Das Feldexperiment der Universität Bonn konnte zeigen, dass Restunkräuter eine effektive Unterstützung bei der Schädlingsbekämpfung sein können, da sich Nützlinge so leichter über das Feld verteilen können.

Mut zum Unkraut: Das Feldexperiment der Universität Bonn konnte zeigen, dass Restunkräuter eine effektive Unterstützung bei der Schädlingsbekämpfung sein können, da sich Nützlinge so leichter über das Feld verteilen können.

Bildquelle: Dellex, eigenes Werk / Wikipedia CC BY-SA 3.0

Weniger Unkräuter und Schädlinge in Mischkulturen

Aber auch das Wachstum von Unkräutern wird durch den Mischfruchtanbau eingedämmt. Die Erklärung dafür: Die Kulturpflanzen in Mischkulturen nutzen auf den Feldern den verfügbaren Platz, Sonnenlicht und Bodennährstoffe vielseitiger, sodass weniger Ressourcen für Unkräuter übrigbleiben. Zusätzlich sinkt die Zahl an Schädlingen. Denn die meisten Schadinsekten sind auf bestimmte Arten spezialisiert und beim Mischanbau wachsen ihre Futterpflanzen nicht so dicht nebeneinander – quasi ein Verdünnungseffekt.

Blühstreifen ziehen nützliche Insekten an

Kommen zusätzlich noch Blühstreifen mit Wildblumen um die Felder dazu, wird es für viele Schädlinge eng. Die Blühstreifen ziehen Nützlinge wie Marienkäfer oder Schwebefliegen in Scharen an, die Blattläuse und viele andere Schädlinge fressen.

Wichtige Helferlein: Restunkräuter

Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie: Die in Mischkulturen verbliebenen Unkräuter am besten nicht vom Feld entfernen. Sie sind Lebensräume für Marienkäfer und anderen Nützlinge und somit Trittsteine, über die sich Nützlinge von den Blühstreifen bis weit in den Acker hinein ausbreiten können und dann Schädlinge auf natürliche Weise dezimieren.

Diese Erkenntnisse stammen aus Untersuchungen von ökologisch bewirtschafteten Flächen. Inwieweit sich das auch auf den konventionellen Anbau übertragen lässt, muss weitere Forschungen noch zeigen.


Quelle:
Hatt, S., und Döring, T. F. (2024): “The interplay of intercropping, wildflower strips and weeds in conservation biological control and productivity.” In: Journal of Pest Science (24 Juni 2024). doi: 10.1007/s10340-024-01801-1

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Titelbild: Marienkäferlarve mit Blattläusen. Nicht nur Blattläuse, sondern auch andere Schädlinge wie Schildläuse, Spinnmilben und Thripse stehen auf dem Speiseplan des Marienkäfers. (Bildquelle: © Séverin Hatt / Uni Bonn)