Nicht nur süß, sondern auch noch gesund?

Pflanzlicher Süßstoff Thaumatin mit entzündungshemmender Wirkung

28.09.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Die Beeren einer Katamfe-Pflanze. Sie enthalten Thaumatin, das auch in der EU als Süßstoff zugelassen ist. (Bildquelle: © Cyriac Gbogou, eigenes Werk / Wikipedia, CC BY-SA 4.0)

Die Beeren einer Katamfe-Pflanze. Sie enthalten Thaumatin, das auch in der EU als Süßstoff zugelassen ist. (Bildquelle: © Cyriac Gbogou, eigenes Werk / Wikipedia, CC BY-SA 4.0)

Erstmals hat eine Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigen können, dass beim Verdauen des natürlichen Süßstoffs Thaumatin im Magen bittere Eiweißfragmente entstehen. Diese haben nach ersten Erkenntnissen eine entzündungshemmende Wirkung und stimulieren die Säureproduktion bestimmter Magenzellen. Auf diese Weise könnte der Süßstoff entzündlichen Magenerkrankungen bis hin zu Krebs – ausgelöst durch das weitverbreitete Bakterium Helicobacter pylori – entgegenwirken.

Thaumatin ist ein wasserlösliches Protein, das in den Früchten der in Westafrika beheimateten Pflanze Thaumatococcus daniellii enthalten ist. Das Protein ist etwa 2000- bis 3000-mal süßer als Saccharose (Haushaltszucker). Der süße Geschmack hängt von bestimmten Abschnitten der Proteinstruktur ab, die mit den süß-schmeckenden Rezeptoren auf der menschlichen Zunge interagieren. Thaumatin ist in vielen Ländern als Zusatzstoff zum Süßen von Lebensmittelprodukten zugelassen, beispielsweise in der EU (E-Nummer: E957) und den USA.

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Das Protein Thaumatin ist ein natürlicher Süßstoff in den Beeren der westafrikanischen Katamfe-Pflanze (Thaumatococcus daniellii). Es bindet perfekt an unsere Geschmacksrezeptoren und ist 2000- bis 3000-mal so süß wie Zucker.

Das Protein Thaumatin ist ein natürlicher Süßstoff in den Beeren der westafrikanischen Katamfe-Pflanze (Thaumatococcus daniellii). Es bindet perfekt an unsere Geschmacksrezeptoren und ist 2000- bis 3000-mal so süß wie Zucker.

Bildquelle: © Fvasconcellos 15:12, public domain / Wikipedia

Regt die Verdauung an
Thaumatin wird im Magen gespalten und es entstehen unter anderem bitter schmeckende Eiweißfragmente. So ein Ergebnis der TUM-Arbeitsgruppe, das mit Hilfe von in vitro-Tests mit einer Magenzelllinie erzielt wurde. Schon vorher hatte die Arbeitsgruppe zeigen können, dass Bitterstoffe bestimmte Rezeptoren im Magen stimulieren, was zu einer höheren Säureproduktion der Magenzellen führt. Bitterstoffe tragen so zu einer besseren Verdaulichkeit der aufgenommenen Nahrung bei.

Entzündungshemmender Effekt
Doch die bitteren Fragmente des Thaumatins haben noch eine weitere Wirkung: Sie hemmen Entzündungen, die durch das pathogene Magenbakterium Helicobacter pylori ausgelöst werden – zumindest bei den in vitro-Experimenten.

Dieses Bakterium verursacht bei vielen Menschen entzündliche Magenerkrankungen bis hin zu Magenkrebs. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist mit diesem Krankheitserreger infiziert. Bei einer chronischen H. pylori-Infektion der Magenschleimhaut wird das menschliche Immunsystem aktiviert, was häufig zu einer übermäßigen Freisetzung des entzündungsfördernden Interleukins 17A führt.

Interleukinfreisetzung unterdrückt
Genau diesen Prozess unterdrücken die Bitterstoffe, die aus Thaumatin freigesetzt werden. Im verwendeten Testsystem reduzierten sie die Interleukinfreisetzung der Magenzellen um knapp 90 Prozent. Auch wenn klinische Studien noch fehlen, sind diese Ergebnisse doch sehr vielversprechend. Die hemmende Wirkung auf die Interleukinfreisetzung trat bereits bei Konzentrationen der Bitterstoffe auf, die beim Verzehr einer einzigen handelsüblichen Süßstofftablette auch in einem echten Magen erreicht würden.

Dass Süßes auch mal gesund sein kann, ist eine echte Überraschung.


Quelle: 
Richter, P. et. al. (2024): „Gastric digestion of the sweet-tasting plant protein thaumatin releases bitter peptides that reduce H. pylori induced pro-inflammatory IL-17A release via the TAS2R16 bitter taste receptor.“ In: Food Chem. (1. August 2024). doi: 10.1016/j.foodchem.2024.139157

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Titelbild: Die Beeren einer Katamfe-Pflanze. Sie enthalten Thaumatin, das auch in der EU als Süßstoff zugelassen ist. (Bildquelle: © Cyriac Gbogou, eigenes Werk / Wikipedia, CC BY-SA 4.0)