Schon gewusst? Braunalgen helfen uns enorm beim Klimaschutz

Zuckerpolymere als Langzeitkohlenstoffspeicher im Meer

07.06.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Blasentang gehört zu den Braunalgenarten, Dieser Tang sondert große Mengen des schwer abbaubaren Schleimstoffs Fucoidan ab, der im Meer zur langfristigen Kohlenstoffsenke wird. (Bildquelle: © Hagen Buck-Wiese)

Blasentang gehört zu den Braunalgenarten, Dieser Tang sondert große Mengen des schwer abbaubaren Schleimstoffs Fucoidan ab, der im Meer zur langfristigen Kohlenstoffsenke wird. (Bildquelle: © Hagen Buck-Wiese)

Erst eine kürzlich abgeschlossene Doktorarbeit hat es aufgedeckt: Maritime Braunalgen speichern gigantische Kohlenstoffmengen in Form langlebiger Zuckerpolymere. Auf diese Weise entfernen diese Pflanzen jährlich 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Diese erstaunliche Ökosystemleistung ist so bedeutend, dass sie dringend bei Naturschutz- und Renaturierungsmaßnahmen berücksichtigt werden muss.

Ozeane, Wälder, Böden und Moore sind die wichtigsten Kohlenstoffspeicher auf unserer Erde und können helfen, den Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Daher müssen sie geschützt und bewahrt werden.

Schutzmaßnahmen sind umso effizienter, je besser wir die Mechanismen verstehen, wie diese Speicher funktionieren. Nun hat kürzlich eine Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen erstaunliches aufgedeckt: In den Ozeanen spielen Braunalgen eine herausragende Rolle bei der Langzeit-Kohlenstoffspeicherung.

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Für seine Doktorarbeit zu Braunalgen und ihrer Fähigkeit, Kohlenstoff langfristig zu speichern, erhielt Dr. Hagen Buck-Wiese den BRIESE-Preis für Meeresforschung 2023. Heute arbeitet er als Postdoc an der University of Southern California.

Für seine Doktorarbeit zu Braunalgen und ihrer Fähigkeit, Kohlenstoff langfristig zu speichern, erhielt Dr. Hagen Buck-Wiese den BRIESE-Preis für Meeresforschung 2023. Heute arbeitet er als Postdoc an der University of Southern California.

Bildquelle: © USC

Algen entfernen jährlich 50 Gigatonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre, indem sie Photosynthese betreiben und den Kohlenstoff überwiegend als Kohlenhydrate in ihren Zellen speichern. Aber was passiert dann? Ein großer Teil des Kohlenstoffes wird wieder freigesetzt, z.B. beim Absterben der Algen oder wenn sie von Tieren gefressen werden.

Ein Zuckerpolymer als Langzeitspeicher

Doch eine bemerkenswert große Menge des von Braunalgen fixierten Kohlenstoffs verbleibt über sehr lange Zeit in den Meeren. Der Grund: Diese Pflanzen produzieren reichlich Fucoidan, ein schleimiges Zuckerpolymer, und sondern es ins Wasser ab. Mit dieser Substanz schützen sie sich vor schädlichen Mikroorganismen. Diesen Stoff können Bakterien so gut wie nicht zersetzen. Die Folge: Der Schleim verklumpt mit Schwebstoffen im Wasser und diese Partikel sinken dann auf den Meeresgrund. So gelangt Fucoidan ins Sediment und der Kohlenstoff wird dort mindestens für Jahrhunderte, wenn nicht gar für Jahrtausende gespeichert.

Braunalgenschutz ist Klimaschutz

Die Forscher:innen haben berechnet, dass Braunalgen so jährlich bis zu 150 Millionen Tonnen Kohlenstoff in Form von schwer abbaubarem Braunalgenschleim binden und damit etwa 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen. Das Speicherpotenzial durch die Fucoidanablagerungen im Tiefenwasser der Ozeane liegt bei rund vier Gigatonnen Kohlendioxid. Zum Vergleich: Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen Deutschlands belaufen sich laut Umweltbundesamt auf 674 Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Eine klare Botschaft aus dieser Erkenntnis: Braunalgen und deren Lebensräume müssen streng geschützt werden – sonst gerät der Klimawandel noch weiter aus den Fugen.


Quellen:

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Titelbild: Blasentang gehört zu den Braunalgenarten, Dieser Tang sondert große Mengen des schwer abbaubaren Schleimstoffs Fucoidan ab, der im Meer zur langfristigen Kohlenstoffsenke wird. (Bildquelle: © Hagen Buck-Wiese)