Deutsche Agrarforscher wollen gemeinsam strategisch vorgehen

10.01.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Deutsche Agrarforschungsallianz nimmt Arbeit auf. (Quelle: © iStockphoto.com/Mara Radeva)

Deutsche Agrarforschungsallianz nimmt Arbeit auf. (Quelle: © iStockphoto.com/Mara Radeva)

Die Agrar- und Ernährungsforschung soll in Deutschland gestärkt werden. Dazu hat im Jahr 2010 die Deutsche Agrarforschungsallianz (dafa) ihre Arbeit aufgenommen.

Zur Agrarforschung im weiteren Sinne gehören neben der Landwirtschaft auch weitere Disziplinen wie die Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, die Forst- und Holzwirtschaft, die Fischerei, der Garten- und Weinbau, die Veterinärmedizin und Teile der Umwelt- und Geowissenschaften. In diesen Bereichen wird in Deutschland an über hundert Einrichtungen wie Universitäten, (Fach-)Hochschulen, Landes- und Bundesressortforschungseinrichtungen, sowie an weiteren außeruniversitären Forschungsinstituten geforscht. Laut Wissenschaftsrat waren in Deutschland im Jahr 2004 insgesamt 10.355 Stellen (Vollzeitäquivalente) besetzt, davon etwa die Hälfte von Wissenschaftlern. Das Statistische Bundesamt zählte im Jahr 2008 18.046 Vollzeitäquivalente. Aufgrund unterschiedlicher Erhebungskriterien weichen die vom Wissenschaftsrat und vom statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu Beschäftigungsverhältnissen in den Agrarwissenschaften erheblich voneinander ab.

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Bildquelle: © dafa

Gemeinsam stark

Eine verbesserte Leistungsfähigkeit gepaart mit internationaler Sichtbarkeit versprechen sich die Organisatoren der 2010 gestarteten Deutschen Agrarforschungsallianz (dafa). Die neue Allianz will in Zukunft Forschungsfelder im Agrarbereich aktiv formen und Forschungsagenden auf der Basis von Ideen und Kompetenzen der Mitgliedseinrichtungen nachhaltig mitgestalten. Die Deutschen Agrarforscher verfolgen ehrgeizige Ziele: Wesentlich ist nicht nur die Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg, es geht auch darum, von der Grundlagenforschung bis zur angewandten Wissenschaft im Hinblick auf die Ziele an einem Strang zu ziehen. Statt nur den eigenen hochspezialisierten Bereich zu überblicken, gilt es Lücken in der gesamten Problemlösungskette zu erkennen und gemeinsam, von den Universitäten, über die außeruniversitären Einrichtungen von Bund und Länder bis hin zu privatwirtschaftlich finanzierten Instituten zu schließen. Die Vielfalt der Forschungsstellen im Agrar- und Ernährungsbereich im Land soll durch zielgerichtete Koordination zum Trumpf werden. Um Interessenten aus dem In- und Ausland eine schnelle Kontaktaufnahme zu kompetenten Partnern zu ermöglichen, steht die dafa als Ansprechpartner für übergreifende Fragestellungen und Informationen bereit. Auch an der verstärkten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist der neuen Allianz gelegen.

Kompetente Kommunikation in Fachforen

Hauptsächlich wird die dafa an inhaltlichen Forschungs- herausforderungen arbeiten. Diese Arbeit soll in Form von Fachforen organisiert werden, an denen sowohl interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, als auch Vertreter aus Praxis, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie seitens der Fördermittelgeber beteiligt sein können. Gemeinsam sollen Kooperationen abgestimmt werden, die eine zeitnahe Positionierung im Vorfeld der Vergabe von Forschungsmitteln zu übergreifenden Forschungsfragen erlauben. Die Fachforen sollen zeitlich befristet eingerichtet werden, bis die Schwerpunktthemen in die Bearbeitung gehen.

Wer kann teilnehmen?

Mitglied in der Deutschen Agrarforschungsallianz können öffentliche Forschungseinrichtungen wie Universitäten oder Teile öffentlicher Forschungseinrichtungen wie Fakultäten oder Institute werden, die in der deutschen Agrar- und Ernährungsforschung im weiteren Sinne tätig sind. 

Forschungsmittelgeber und Zusammenschlüsse mit koordinierender Funktion, wie beispielsweise Verbände, Technologieplattformen oder Netzwerke, können Partner der dafa werden. Die Partner unterstützen die Ziele und Aufgaben der dafa. Sie können über die Mitarbeit bei einem forschungsstrategischen Fachforum oder über die Bereitstellung von finanziellen Fördermitteln an den Aktivitäten der dafa mitwirken. 

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Vorstand der Deutschen Agrarforschungsallianz auf der dafa-Auftaktveranstaltung am 11. November 2010 in Berlin.

Vorstand der Deutschen Agrarforschungsallianz auf der dafa-Auftaktveranstaltung am 11. November 2010 in Berlin.

Bildquelle: © Katja Seifert

Was kostet die Mitgliedschaft?

Die Mitgliedsbeiträge sollen erst ab 2012 erhoben werden. Über deren Höhe stimmen die Mitglieder ab. Die Beiträge werden wahrscheinlich nach der Größe der Mitgliedseinrichtungen gestaffelt werden und voraussichtlich zwischen 500 Euro und 2.000 Euro pro Jahr liegen.

Es geht los

Auf der konstituierenden Mitgliederversammlung am 26. Januar 2011 auf der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin haben sich 53 Forschungseinrichtungen offiziell zur dafa zusammengeschlossen. Zu den Gründungsmitglieder gehören 26 Hochschulinstitute, 14 Einrichtungen der Bundes- und Länderressortforschung sowie 13 außeruniversitäre Forschungsinstitute.

Die Mitgliederversammlung beschloss erste Arbeitsschwerpunkte und Verfahren der dafa. Zudem wählten die Mitglieder fünf Vertreter verschiedener, repräsentativer Forschungsrichtungen in ihren Vorstand:

  • Prof. Dr. Jürgen Braun (Fachhochschule Südwestfalen, Soest)
  • Dr. Kay-Uwe Götz (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising-Weihenstephan)
  • Prof. Dr. Thomas Jungbluth (Universität Hohenheim)
  • Prof. Dr. Gerhard Rechkemmer (Max Rubner-Institut, Karlsruhe)
  • Prof. Dr. Hubert Wiggering (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg)

Ein Interview mit Prof. Dr. Hubert Wiggering, Sprecher der dafa und Direktor des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. finden Sie hier.

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